Stefan Boysen im Gespräch mit Frank Ptok
Veröffentlicht unter “News & Trends” auf www.it-region38.de
"Mein Ziel ist nicht, der Größte am Platz zu sein"
Ein Unternehmen gründen ist das eine. Es am Markt zu etablieren und seinem Namen einen guten Klang zu geben das andere. Frank Ptok hat das geschafft. Im Interview mit IT-Region 38 spricht der Geschäftsführer der DAVID GmbH von den Unternehmensanfängen, von einem der umfangreichsten Individualsoftware-Projekte im Bereich Anforderungs- und Konfigurationsmanagement – und was er in seiner Arbeit manchmal vermisst.
Herr Ptok, der Name DAVID lässt Kleines vermuten. Tatsächlich aber zählt Ihr Unternehmen zu den größten inhabergeführten Softwarehäusern in der Region.
Das stimmt. Die DAVID GmbH beschäftigt mittlerweile über 70 Mitarbeiter. Die meisten sind Informatiker, aber auch Maschinenbauer, Elektrotechniker und Physiker gehören zu unserem Team. Unter den inhabergeführten Unternehmen sind wir eines der großen Häuser am Standort.
Wie fing es mit DAVID an?
Schon während meines Studiums der Elektrotechnik an der TU Braunschweig habe ich selbstständig in kleineren Projekten gearbeitet. Als es dann die ersten Kontakte zu Volkswagen gab, war das der Durchbruch zu größeren, tragfähigeren Projekten. Nach Abschluss meines Studiums gründete ich dann die GmbH.
Welche Art von Software entwickeln Ihre Mitarbeiter?
Unser Schwerpunkt sind datenbankbasierte Individualentwicklungen. Unternehmen produzieren Informationen, die es zu managen gilt. An dieser Stelle kommen unsere Systeme ins Spiel.
Wie kann man sich das vorstellen?
Eines unserer größeren Projekte entstand in der Zusammenarbeit mit der Volkswagen AG. Während des kompletten Entwicklungsprozesses eines Autos, von der Idee bis zur Auslieferung, entstehen Informationen. Die Menge ist riesig: Vor 20 Jahren befanden sich in einem Fahrzeug zur Kontrolle der Bordelektronik ein, zwei Steuergeräte. Um ihre Anforderungen zu beschreiben, brauchte es damals vielleicht 500, 600 Seiten. Heute hat ein Golf etwa 60 Steuergeräte – und schnell kommen allein zur Beschreibung der Elektronik eines einzelnen Steuergerätes schon mehrere tausend Seiten zusammen. Um mit diesen Informationen umgehen zu können, haben wir ein komplexes System entwickelt.
Das System befasst sich mit Eingabe und Verwaltung von Anforderungen?
Systeme, die sich allein damit befassen, existieren es viele. Wir haben ein Anforderungsmanagement-Tool der zweiten Generation erstellt, das in dieser Form in Deutschland einmalig ist und dessen Stärke in seiner hohen Durchgängigkeit, Versionsgenauigkeit und Vollständigkeit liegt. Kann ich die Komponente aus dem einen Fahrzeug im neuen Umfeld eines anderen Fahrzeugs wiederverwenden? Passen die alten Anforderungen mit den neuen zusammen? Und wenn nicht: Wie bekommt man das hin? Wie sieht es mit den Informationen und Terminen der Zulieferer aus? Welche Ergebnisse liegen für bereits erprobte Komponenten vor? Unser System kann die Informationen so vernetzen, dass es diese Fragen beantwortet.
Richten sich Systeme, die das können, allein an die Großen?
Die Unternehmensgröße spielt eine untergeordnete Rolle. Das System ist für jedes Unternehmen, das neue Produkte entwickelt, interessant. Neben weltweit tätigen Konzernen gibt es viele mittelständische Industrie- und Dienstleistungsunternehmen, mit denen die DAVID GmbH erfolgreich zusammenarbeitet. Und unsere Mitarbeiter sind damit beschäftigt, Anforderungs- und Testmanagement-Werkzeuge ständig weiterzuentwickeln.
Das Projekt geht immer weiter?
Die Komplexität der Informationsmenge wird weiterhin steigen. Die Software muss dieser Entwicklung Rechnung tragen.
Ist es für DAVID ein Nutzen, in der Region beheimatet zu sein?
Unsere Kunden stellen den Mittelpunkt unseres Handelns dar. Wir bieten ihnen bedarfsorientierte Methoden und Dienstleistungen – hier bringen direkte Kontakte und kurze Wege einen deutlichen Vorteil mit sich. Das ist jedoch nicht allein ausschlaggebend: Auch in anderen Regionen Deutschlands sind unsere Kunden beheimatet, für die wir auch weltweit tätig sind. Ein Vorteil ist, dass die Region über viel und gutes Potenzial verfügt: florierende Wirtschaftsunternehmen, gut ausgebildete Nachwuchs-IT´ler und eine zentrale Lage in Deutschland. Abgesehen davon ist die Region auch einfach richtig schön und lebenswert.
Wie sieht es mit Ihren Wünschen für die Zukunft aus?
Ich sehe vorwiegend die Aufgaben, denen sich die DAVID GmbH stellen muss – sowohl was die interne Ausrichtung als auch was die Projekte angeht. Mein Ziel ist nicht, der Größte am Platz zu sein, sondern langfristig als ein wirtschaftlich stabiles Unternehmen zu überzeugen. Und ich wünsche mir, auch in Zukunft für unsere Kunden einen entscheidenden Beitrag zur Erhöhung von Produktivität und Leistungsfähigkeit zu erbringen. Dabei unterstützen wir auch bei der Einführung und Optimierung von Geschäftsprozessen mit stabilen und innovativen Software-Lösungen.
Als Geschäftsführer werden sie kaum noch die Zeit finden, an der Entwicklung von Software mitzuarbeiten. Fehlt Ihnen das?
(lacht) Auf jeden Fall. Die Entwicklung von Individual-Software ist nach wie vor meine große Leidenschaft. Der Spaß, Software zu entwickeln, war ja der Grund, warum ich die DAVID GmbH gegründet habe. Ich ertappe mich immer noch häufig dabei, selbst eingreifen und problemlösend arbeiten zu wollen. Doch ist es heute meine Aufgabe, das Unternehmen zu führen und weiterzuentwickeln. Und meinen Mitarbeitern ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihre individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten mit Freude einsetzen und überzeugende Ergebnisse erzielen.